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Zur Geschichte des Berlingser Ehrenmales

Vor 100 Jahren, am 17. Mai 1925, wurde unser Ehrenmal während der Körbecker Kirchspielsprozession nach Berlingsen zu Ehren des Pfarrpatrons St. Pankratius durch Pfarrer Johannes Thiele feierlich eingeweiht. Der damalige Bürgermeister Karl Bömer hat hierzu in seinem Jahresrückblick (Weihnachten 1925) u.a. festgehalten:

"Die vornehmste Aufgabe erblickte die Gemeinde darin, Ihren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Söhnen ein Ehrenmal zu errichten. Gerne und freudig trugen die Gemeindeeingesessenen dem Rufe des Gemeindevorstehers folgend dazu bei. Auf der Knühle, wo bei der Pankratius-Prozession der sakramentale Segen erteilt, erhebt sich unter 3 Linden unsere Kriegerehrung in Form eines Kapellchens. Da Hand- und Spanndienste unentgeltlich geleistet wurden, soweit es möglich war, und auch die auswärtigen Handwerker sich ihrer einzelnen Aufträge schnellstens entledigten, konnte das Werk am Sonntag nach Pankratius am 17. Mai 1925 während der Prozession, feierlichst seinem Zwecke übergeben werden. Es waren tief ernste und erhebende Momente, als der neue Pastor Thiele von Körbecke unserer gefallenen Brüder aus der Gemeinde: Otto Dünnebacke, Josef Linnhoff, Franz Romberg, Adam Bröcking und Rudolf Schneider in seiner durchdachten Predigt gedachte. Mit Stolz vernahmen wir die Worte: „Die Berlingser können stolz sein auf ihr sich geschaffenes würdiges Werk, zumal sie in der Ehrung der Gefallenen allen Gemeinden im Amte Körbecke voran sind und ihnen ein Beispiel gibt.“…. "

Warum ein Ehrenmal gerade an dieser Stelle?

zeichnungEine Antwort lässt sich wohl aus einem Beitrag von Rektoratsschullehrer Heinrich Genau über die Bildstöcke oder Heiligenhäuschen im Amt Körbecke im Heimat-kalender des Kreises Soest 1925 schließen (Anmerkung: Die Soester Rektoratsschule war die Vorgängerschule des Aldegrever-Gymnasiums), Heinrich Genau erwähnt dabei die Planung einer Kriegerehrung für das Kirchspiel seitens der Gemeinde Körbecke. Gleichzeitig empfiehlt er den kleineren Gemeinden sich die örtlichen Bildstöcke einmal daraufhin anzusehen, ob sie nicht für eine Kriegerehrung im kleineren Stiel Verwendung finden könnten.

In Berlingsen scheinen derartige Überlegungen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Am sogenannten Prozessionsplatz „Auf der Knühle“ stand inmitten einer Gruppe von drei Linden bereits ein undatierter Bildstock. Eigentümer war die seinerzeit selbständige Gemeinde Berlingsen. Ursprünglich, hieß dieser Standort der Segens-station der jahrhundertealten Pankratius-Prozession „Op der Hilleiche“ (1649 „bei der heiligen Eck“), ein Hinweis darauf, dass vor Anpflanzung der Linden hier bereits eine bedeutende Eiche gestanden hat.

Im Anliegen, den 5 gefallenen heimischen Söhnen des großen Weltkrieges von 1914 -1918 eine würdige Gedenkstätte zu schaffen, entschloss sich die Berlingser Gemein-devertretung, inmitten der Linden-Gruppe eine halboffene Kapelle zu errichten, den vorhandenen Bildstock integrierend. Von der Bauweise handelt es sich dabei um ein Oktogon, ein Achteck.

Ein Oktogon ist in der Architektur ein Zentralbau oder -raum mit einem Grundriss in Form eines regelmäßigen Achtecks. Es steht seit der Antike symbolisch für Voll-kommenheit und seit dem christlichen Mittelalter für die Auferstehung. So verdeutlicht es auch das Kreuz auf der Kuppel.

Bedingt durch den 2. Weltkrieg (1939-1945) wurden im Jahre 1955 weitere Stein-Tafeln im Gedenken der 15 Gefallenen, Vermissten und in der Heimat Verstorbenen angebracht.

In Verbindung mit der 750-Jahrfeier Berlingsens im September 1982 wurden Ehrenmal und Lindengruppe zum unverwechselbaren dörflichen Wahrzeichen. Heute nutzen viele Durchreisende diesen schattigen Ort gern für eine kurze Rast.

Alljährlich gedenken wir in Berlingsen zum Schützenfest und auch zum Volkstrauertag der Opfer von Gewalt und Krieg. In diesem Jahr erinnern wir uns besonders an das Ende des letzten Krieges in unserer Heimat vor 80 Jahren. Vor allem 2 Ereignisse bestimmten in Berlingsen damals das allgemeine Geschehen: Das Panzergefecht vom 6. April 1945 mit 5 Gefallenen deutschen und 4 Gefallenen amerikanischen Soldaten, sowie ein Explosions-Unglück anlässlich der seitens der Amerikaner eingeforderten Waffen- und Munitionsabgabe am 8. April 1945 auf dem Hof Leifert mit weiteren Toten: Russen, Polen, Amerikaner und Deutsche. Auch aus diesen bitteren Erfahrungen ist in Berlingsen - wie im gesamten Land - die Überzeugung erwachsen: „Nie wieder Krieg!“ Im Rückblick und in Dankbarkeit auf die seither außergewöhnlich lange Zeit in Frieden und Wohlstand soll auch zukünftig all dieser Toten mitgedacht und durch eine von unserer heimischen Künstlerin und Neu-Bürgerin Stephanie Roth gestalteten Friedensstele Ausdruck verliehen werden.